Sven GIEGOLD
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Member, Group of the Greens/European Free Alliance, European Parliament, Brussels |
Abstract
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Wir müssen die Eurozone zu einer echten Wirtschaftsunion weiterentwickeln. Die nationalen ökonomischen Egoismen der Mitgliedsländer sind mit der gemeinsamen Währung nicht vereinbar. Solidität in den Staatsfinanzen muss europäisch durchsetzbar werden. Dafür sollten die Staaten Solidarität durch einen gemeinsamen Anleihemarkt (Eurobonds) erhalten. Der Steuerwettbewerb muss durch effektive Steuerkooperation und Harmonisierung ersetzt werden. Die makroökonomischen Ungleichwichte sind symmetrisch anzugehen. Insbesondere die schwächeren Eurostaaten brauchen eine Investitionsoffensive in Zukunftssektoren. |
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Walter ROTHENSTEINER
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Chairman of the Management Board, Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, Vienna |
Abstract
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In welche Richtung entwickelt sich die Europäische Währungsunion oder in welche Richtung wird sie getrieben (Mitspieler oder Spielball)?
Das wird sehr stark davon abhängen, ob es gelingt:
- einer Kultur des Verunsicherung und Ängstlichkeit entgegenzutreten
- zusätzlich zum Abbau von Schulden auch strukturelle wirtschaftliche Defizite zu reduzieren
- notwendige Sparprogramme umzusetzen und gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu stimulieren
- Koordination und verbindliche Vorgaben nicht nur als Verzicht auf nationale Zuständigkeit, sondern als gemeinsame Stärkung zu sehen
- Solidarität nicht nur als Hilfsbereitschaft, sondern auch als Interessen-Solidarität zu erkennen |
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András SIMOR
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Governor, Hungarian Central Bank, Budapest |
Abstract
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The present crisis in Europe is driven both by the excessive public and private indebtness, which in certain countries is coupled with large external imbalances.
The weak government finances and indebted private sector in these countries are forming a vicious circle which might threaten the stability of the financial sector of the whole EMU due to complex interconnectedness of financial and product markets.
Public intervention is needed, but the present EMU institutions are not equipped to prevent and resolve such situations. The belated and ad hoc reactions only amplified the market tensions. To prevent and cure such events in the future the Euro Zone should make its institution able to detect imbalances in the build up phase and put in place new institutions capable to resolve the crises, should they still occur. There is just a narrow path between economic efficiency and political feasibility. In the speech principles and areas of incremental centralisation in fiscal and financial stability policies will be discussed. |
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Thomas WIESER
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Chairman, Eurogroup Working Group and Economic and Financial Committee, Brussels |
Abstract
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Die Welt redet von Eurokrisen, jedoch: stecken wir in einer Eurokrise, oder etwa in einer ganz anderen Krise? Je nach Betrachtungsstandpunkt können wir von einer Sovereign Debt Krise reden, oder aber grundlegender von einer Finanzsektorkrise, oder aber noch grundlegender von einer Überschuldungskrise. Diese Überschuldung ist nicht eine alleiniglich der Eurozone oder der EU, es ist eine der entwickelten Industriestaaten weltweit. Wenn dies nicht gelöst wird, werden die Entwicklungschancen Europas über einen langen Zeitraum hinweg gedämpft bleiben. Die in den letzten zwei Jahrzehnten rasant angestiegene Verschuldung der öffentlichen Hand, des Finanzsektors, und des Privatsektors ist eine Folge des politischen Eskapismus, der versucht durch höheren Leverage den Privatkonsum zu glätten und damit unangenehme (auch intertemporale) Verteilungsfragen hintanzuhalten.
Ansätze zu einer Lösung liegen daher
- in der Verringerung der Verschuldung und/oder des Leverages in den drei Sektoren
- einer einheitlicheren Wirtschaftspolitik der Eurozone, die einer gemeinsamen Ausrichtung folgt
- und einer einheitlicheren Stabilisierung und Behandlung des Finanzsektors, der nach wie vor als industriepolitisches jewel in the crown betrachtet wird, aber nicht als ein riskanter Intermediär.
- Für den Fall der Fälle sind adäquate Rettungsmaßnahmen vorzuhalten, wobei wir hier am weitesten fortgeschritten sind.
Wenn es nicht gelingt, diese internen und externen Ungleichgewichte ins Lot zu bringen, werden wir massive und plötzliche Korrekturen in unseren Volkswirtschaften erleben. Und unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Emerging markets wird noch rapider abnehmen. Damit wird langfristig das Gegenteil vom politisch Bezweckten erreicht: die Verteilungsfrage wird sich noch massiver und ungeschminkter stellen. |
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Eric FREY
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Managing Editor, Der Standard, Vienna |
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Chair |
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