Bread & Butter | 28 August


Bread Butter c Paulus Jakob Kollektiv Fischka

23 Aug., 2022

EFA23

Bread & Butter-Table wird zur Tafel der Vielfalt und die Inszenierung zum Abend für alle, musikalisch unterstützt von Mario Batkovics Akkordeon-Klangwelt.

Zunächst ist es banal: Brot ist Grundnahrungsmittel, Butter ist Streichfett. Zusammen sind sie auf Tischen in Österreich und ganz Europa die Essenz von vielen Mahlzeiten. Mit ihnen startet man beim Frühstück in den Tag, beim Abendbrot schließen sie den Tag ab. Sie sind eine Gemeinsamkeit, die Haushalte und Länderküchen teilen. Und gleichzeitig stecken in diesen allbekannten Butterbrot-Momenten auch immer gesellschaftliche, kulturelle und kulinarische Anteile. Jedes Tal hat seine Butter und Brotsorte, in jeder Küche wird anders gekocht und gebacken, der Einfluss der Region und der Menschen dahinter lässt sich herausschmecken.

Die Banalität eines Butterbrots ist schnell vergessen, denkt man außerdem an die vielen Metaphern und Geschichten, die meist mit der Butter aufs Brot gestrichen werden, in Literatur, Kunst und Alltag. Butter und Brot erzählen von Herkunft, Tradition, Innovation, Vorlieben und Abneigungen, Kontext, Kultur und Klima. So schrieb zum Beispiel der Dramatiker und Lyriker Christian Friedrich Hebbel im 19. Jahrhundert in sein Tagebuch: „Wenn man die Menschen am Abend ihr Butterbrot essen sieht, so kann die Bemühung, das Leben zu erklären, sehr lächerlich erscheinen. Butter und Brot erklären alles.“

Bread & Butter" ist eine konzipierte kulinarische Installation und eine Ode an diese beiden Lebensmittel, die den kleinsten gemeinsame Nenner unserer Gesellschaft und deren Diversität ausmachen, ob in Alpbach oder Europa. Hinter dieser „Tafel der Vielfalt“, die ein Abend für alle sein soll, steht die Überzeugung, anhand dieser herkömmlichsten, im Alltag gebräuchlichsten Produkte viel erklären und Botschaften senden zu können: Wie Brot und Butter verbinden und so Grenzen überschreiten können. Wie sie gleichzeitig Vielfalt an nur einem Tisch abbilden können. Diese Vielfalt – so die Grundidee der Installation – ist schließlich auch die große Stärke einer Gemeinschaft: So wie für die Resilienz eines Ökosystems und die Ernährungssicherheit eine Mindestvielfalt an Arten nötig ist, diese Vielfalt etwa Getreide widerstandsfähiger macht, so scheint auch ein gesellschaftliches Gefüge stärker zu sein, je diverser es ist. Und so wie ein Dorf wie Alpbach einen derartigen Gemeinschaftsgedanken auf lokaler Ebene zum Leben erweckt, so tut dies Europa multinational.

Vielfalt liegt schon im Kleinen

Ein kleines Stück Butter machen: Das ist an und für sich denkbar einfach. Die Installation zeigt allerdings auch, wie überbordend an Kreativität – und, ja, vielfältig – dieses Traditionshandwerk sein kann, wenn man einige der besten und innovativsten Köch:innen Österreichs damit betraut, das Potential der Butter auszuloten. Mit verschiedenen Zugängen, inspiriert etwa von Terroir und eigener Identität, sind für die Installation über fünfzehn Buttervariationen von fraglos namhaften Vertreter:innen der Kulinarikszene entstanden: Darunter das Mochi, Philipp Rachinger vom Mühltalhof, Felix Schellhorn, wie Rachinger Teil der Healthy Boy Band, Jonathan Burger vom Hirschen in Schwarzenberg, Karma Food aus Wien, Jakob und Ethel vom Klösterle Zug/Lech und Yaoyao Hu aus Salzburg. Das Brot für die Installation steuern die Brotneudenker von Joseph Brot bei: Unter anderem dabei, eine gänzlich neue Kreation, die noch nicht am Markt ist, wenn die Installation stattfindet. Die Wiener Biobäckerei stellt unter anderem Laibe aus alten Sorten her, die vom Aussterben bedroht sind, weil sie gängigen Kriterien nicht entsprechen – und die so auch ein Ausdruck der Getreidevielfalt und Kulturgeschichte sind, die es zu bewahren gilt. Bäcker Josef Weghaupt hat dafür nach Sortenreichtum bei Getreideproduzent:innen gesucht.

Facetten des Akkordeons

Die Ergebnisse des Schlagens und Backens werden auf einer vierzehn Meter langen Tafel inszeniert, die der Designer Robert Rüf aus dem Holz abgerissener Häuser entwarf: Aufbereitetes Altholz, in dem ebenfalls viel Geschichte steckt. Um den Bread & Butter-Table mit allen Sinnen erlebbar zur machen, ist die Installation durchwegs begehbar, wobei sich an der langen Tafel abwechselnd Butter und Brot aneinanderreihen. Die Inszenierung wird zudem akustisch von Musiker Mario Batkovic unterstützt, der zum Abschluss der Veranstaltung auf seinem Akkordeon spielt und ideal zum Grundgedanken hinter Bread & Butter passt. Er ist in Bosnien geboren, in Bern aufgewachsen, studierte in Basel und Hannover und spielt nicht nur Konzerte rund um die Welt, sondern vereint auch Welten in seiner Person. Und in einem einzigen Instrument: Das Akkordeon spielt man sowohl in Tirol wie in gesamt Europa, doch kann es ganz unterschiedlich eingesetzt werden – und Batkovic macht liebend gerne damit, was man nicht erwarten würde (oder in den Worten des Schweizer Musikjournalisten Ane Hebeisen: Batkovic ist „der mit dem ganzen Orchester am Schoss“). Am selben Abend führen darüber hinaus drei lokale Alpbacher Chöre (der Alpbacher Kirchenchor, Da Kor und Mosaikchor) das eigens für EFA22 von Maria Craffonara komponierte Stück „Die Welt im Dorf“ auf. Eine Uraufführung, die gleicherweise die Stärke der Vielfalt in der Welt und im Dorf kreativ bearbeitet und den Besucher:innen nahebringen will.

Tafel der Vielfalt. Ein Abend für alle.

Sonntag, 28.8.2022 | 17:30 bis 20:00

Ort: Nähe Dorfplatz Alpbach

Bei Regenwetter: Bread & Butter im the Congress Centrum Alpbach, Konzert in der Kirche


Bread & Butter: eine kulinarische Installation

Butter: Alpbach Bauern und Bäuerinnen, Jodok Dietrich, Jonathan Burger (zum Hirschen Schwarzenberg), Jakob und Ethel (Klösterle Zug/Lech), Karma Food, Martin Kilga (Paradoxon Salzburg), Mochi, Philipp Rachinger (Mühltalhof), Felix Schellhorn, Weiss Bregenz, Emanuel Weyringer (Wallersee), Yaoyao Hu, Foodjournalistin Anna Burghardt, Unterwirtinnen, Simon Kotvojs (Landkind Wien), Biohotel Schwanen Bizau.

Brot: Joseph Brot

Musik: Mario Batkovic (Akkordeon) / Alpbacher Chöre (Uraufführung „Die Welt im Dorf“), Komposition: Maria Craffonara